Geschichte

Von den rätischen Behausungen zur viertgrößten Stadt Südtirols

Leifers ist Südtirols viertgrößte Stadt. Sie ist aber auch die jüngste, da sie erst seit dem Jahr 1985 als Stadt gilt. Die Geschichte von Leifers ist jedenfalls tausende von Jahren alt, die ältesten archäologischen Funde stammen aus der Mittelsteinzeit (5.000 v.Chr.). Es handelt sich dabei um Jagdwaffen (Fundort St. Jakob), die beweisen, dass das Etschtal schon vor geraumer Zeit bewohnt war.

Die ersten Siedlungen gehen auf die Eisenzeit und die Räter zurück. Leifers war eines der größten rätischen Siedlungsgebiete; es finden sich zwar keine richtigen Dörfer, dafür mehrere Behausungen, die weitverstreut liegen. Geblieben sind davon die Grundmauern, nur eine einzige kann noch besichtigt werden: Sie befindet sich im Park in der Galizienstraße. Insgesamt wurden rund 12 Ausgrabungen gemacht, die bisher letzte in der Liechtensteinstraße, wo eine dorfähnliche Siedlung mit ungefähr 15 Hütten gefunden werden konnte. Sie reichen auf 200 bis 300 v. Chr. zurück.

Dies bestätigen auch die Münzfunde aus den Jahren 155 und 116/115 v. Chr. sowie einige Tonziegel, die in der Unterbergstraße ausgegraben wurden.
Vom 6. Jh. n.Chr. bis zum Jahr 1.000 werden die archäologischen Funde immer seltener. Ein einziger Fund aus den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts brachte das Grab eines Kriegers aus der Zeit der Franken und Longobarden ans Tageslicht; vermutlich fand ein Gefecht (ca. 600 n. Chr.) auf einem Gelände zwischen dem heutigen Leifers und Steinmannwald statt.
Nach dem 9. Jh. n.Chr. wurde Leifers – wie weite Teile des Etschtales – zum Territorium der Franken, die mit der Besiedlung des Tales begannen.
Geschichtlich interessante Überreste reichen auf das Jahr 1.160 n.Chr. zurück, als die Burg Liechtenstein erbaut wurde, die sich unmittelbar hinter dem Peterköfele, dem heutigen Wahrzeichen der Stadt, befand. Der Name Liechtenstein kommt vom Deutschen „lichter stein“ (was so viel wie heller Stein bedeutet), womit der Fels gemeint war, auf der die Burg stand. Diese wurde im Jahr 1290 von Graf Meinhard II von Tirol im Rahmen des Zerwürfnisses mit dem Bischof von Trient zerstört. Aus Angst vor göttlicher Rache wurde die kleine Kirche zum Hl. Peter im Inneren der Burg jedoch verschont. Es ist eine romanische Kapelle, die aus Porphyr-Würfeln gebaut wurde. Heute kann sie nur von außen besichtigt werden.

Die Entfaltung von Leifers erfolgte allerdings erst viel später in den letzten beiden Jahrhunderten und insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten. Gegen Ende des 18. Jh. war Leifers eine einfache Bozner Fraktion, später kam sie in den Verwaltungsbereich von Branzoll. Im Jahr 1819 wurde Leifers eine eigenständige Dorfgemeinde. Einen großen Sprung in Richtung Moderne bedeuteten die Industriebetriebe, die um 1890 aufkamen; von besonderer Bedeutung waren Porphyr- und Holzverarbeitung sowie die Landwirtschaft, die auch heute noch eine große Rolle spielt. Seit jener Zeit befindet sich Leifers in stetem Wachstum, seit den siebziger Jahren ist die urbanistische Entwicklung beachtlich. Am 11. April 1985 erhält Leifers das Stadtrecht.